Lagebericht für das Geschäftsjahr 2023

C. Risiko- und Chancenbericht

Risikomanagementsystem und -prozess

Der Vorstand hat mit der Geschäfts- und Risikostrategie und dem dazugehörigen Risikohandbuch die risikopolitische Ausrichtung der Bank festgelegt. Die Geschäfts- und Risikostrategie basiert auf einen umfassenden Strategieprozess und ist auf das Kundengeschäft mit Mitgliedern und Kunden aus der Region ausgerichtet. Wesentliche Bestandteile der Geschäftsstrategie sind die aus der Risikotragfähigkeit der Bank abgeleiteten Teilstrategien für die wesentlichen Geschäftsaktivitäten des Instituts. Die Strategie wird regelmäßig und ggf. anlassbezogen überprüft.

Konsistent zu unserer Geschäfts- und Risikostrategie wurde eine Unternehmensplanung entwickelt, die eine langfristige und umfassende Begleitung unserer Mitglieder und Kunden im Hinblick auf Finanzierungswünsche, Vermögensanlagen und Dienstleistungen rund um den Zahlungsverkehr sicherstellt.

Mit Hilfe einer strategischen Eckwert- und Kapitalplanung für einen Zeitraum von 5 Jahren steuern wir die Entwicklung unseres Instituts. Die Annahmen für die Markt- und Volumenentwicklungen erfolgen hierbei durch Experten auf Basis von Marktprognosen. Die abgeleiteten Ertrags- und Vermögenswirkungen werden anhand von Simulationsrechnungen mit Unterstützung der Steuerungssoftware VR-Control ermittelt.

Ziel unserer Risikostrategie ist nicht die vollständige Vermeidung von Risiken, sondern das bewusste Eingehen von Risiken unter der Wahrung eines angemessenen Chancen-Risiko-Profils und die fortlaufende Sicherstellung der Risikotragfähigkeit. Das Risikofrüherkennungs- und Überwachungssystem ist primär darauf ausgerichtet, Risiken rechtzeitig zu identifizieren und bei Bedarf gegensteuernde Maßnahmen einzuleiten. Vor dem Hintergrund wachsender Komplexität der Märkte im Bankgeschäft sehen wir das Früherkennungssystem als eine zentrale Aufgabe der Unternehmenssteuerung an. Über die Ergebnisse der durchgeführten Analysen und Auswertungen, die auch Stress-Szenario-Betrachtungen umfassen, werden der Aufsichtsrat, der Vorstand und die betreffenden Unternehmensbereiche - ungeachtet eventuell aktueller Einzelinformationspflichten - durch vierteljährliche Risikoreports informiert. In diesem Rahmen ist ein Risikocontrolling- und Managementsystem mit entsprechenden Instrumenten eingerichtet, um bei Bedarf gegensteuernde Maßnahmen einleiten zu können. Die Einbindung des Risikomanagements in das Gesamtbanksteuerungssystem dient aber zugleich auch der Identifizierung und Nutzung von Chancenpotenzialen.

Zur Bestimmung unserer Risikotragfähigkeit haben wir zum 1. Januar 2023 auf die normative und ökonomische Perspektive als komplementäre, sich ergänzende Ansätze umgestellt. Unsere zur Risikotragfähigkeitssteuerung eingesetzten Methoden und Verfahren berücksichtigen somit das Ziel der Fortführung unseres Instituts (normative Perspektive), als auch den Schutz unserer Gläubiger vor Verlusten aus ökonomischer Sicht (ökonomische Perspektive).

Die Risikotragfähigkeit in der normativen Perspektive, die einen periodischen Steuerungskreis darstellt, zielt auf die Fortführung der operativen Geschäftstätigkeit. In der normativen Perspektive betrachten wir die Einhaltung regulatorischer Anforderungen. Diese umfassen insbesondere die Kapitalgrößen wie Kapitalanforderungen sowie Strukturanforderungen hinsichtlich des Kapitals wie beispielsweise die Höchstverschuldungsquote und die Großkreditgrenzen. Die Risikotragfähigkeit ist demnach gegeben, sofern der ermittelte Kapitalbedarf die Einhaltung der Kapitalquoten bewirkt und sämtliche Strukturanforderungen hinsichtlich des Kapitals erfüllt werden.

Die normative Perspektive bilden wir ausgehend von der Gesamtbankplanung über einen Zeithorizont von 5 Jahren ab. In dieser wird die Entwicklung des regulatorischen Kapitalbedarfs im Rahmen einer mehrjährigen Kapitalplanung bestimmt. Neben einem Planszenario werden mögliche abweichende Entwicklungen wie Bonitätsverschlechterungen im Kundenkreditgeschäft in einem adversen Szenario berücksichtigt.

Die Risikotragfähigkeit in der ökonomischen Perspektive zielt auf den Schutz der Gläubiger ab. In der ökonomischen Perspektive, die in unserem Institut barwertig ermittelt wird, werden das Risikodeckungspotenzial und die konsistent dazu ökonomisch ermittelten Risiken gegenübergestellt. Die ökonomische Risikotragfähigkeit ist demnach gegeben, wenn die barwertigen Risiken durch das Risikodeckungspotenzial laufend gedeckt sind. Die Bewertung des Risikodeckungspotenzials erfolgt unabhängig von Rechnungslegungskonventionen und aufsichtlichen Eigenmittelanforderungen.

Ausgangspunkt bei der barwertigen Ermittlung des Risikodeckungspotenzials ist der Barwert (Marktwert) sämtlicher Vermögenswerte und Verbindlichkeiten. Dabei werden auch außerbilanzielle Größen berücksichtigt.

Auf Basis des ermittelten Risikodeckungspotenzials legen wir im Rahmen unseres Strategie- und Limitierungsprozesses einmal im Jahr unser Gesamtbankrisikolimit fest. Wir stellen dabei sicher, dass genügend freies Risikodeckungspotenzial zur Verfügung steht, um zukünftige Wertschwankungen aufzufangen.

Die Risikomessung für die in der ökonomischen Perspektive der Risikotragfähigkeit berücksichtigten Risikoklassen erfolgt mithilfe geeigneter Value-at-Risk (VaR)-Modelle mit einem Konfidenzniveau von 99,9 % mit einem Risikobetrachtungshorizont von einem Jahr. Bei den Risikoklassen, für die kein statistisches Verlust verteilungsmodell verwendet wird, erfolgt eine expertenbasierte Risikoeinschätzung, die dem Ausmaß nach dem 99,9 %-Quantil entspricht. Die Risikoaggregation erfolgt additiv ohne Berücksichtigung von Korrelationen zwischen den einzelnen Risikoarten.

Die Ermittlung der Liquiditätstragfähigkeit erfolgt ebenfalls in einer normativen und einer ökonomischen Perspektive anhand von aufsichtsrechtlichen Liquiditätskennzahlen sowie einer Überwachung des Überlebenshorizonts.

In der normativen Perspektive wird das Ziel verfolgt, kurzfristig und in unserer mehrjährigen Geschäftsplanung die aufsichtsrechtlichen Liquiditätsanforderungen einzuhalten. Dazu werden hochliquide Vermögenswerte den aufsichtsrechtlichen Nettomittelabflüssen gegenübergestellt. Für die Steuerung der normativen Liquiditätstragfähigkeit verwenden wir die aufsichtsrechtlich vorgegebene Kennzahl Liquidity Coverage Ratio (LCR).

Das bankintern festgelegte Mindestniveau der LCR beträgt 120 %. Die LCR betrug zum Berichtsstichtag 173,4 %.

Zusätzlich wird die Net Stable Funding Ratio (NSFR) als normative Mindestgröße in der Banksteuerung berücksichtigt. Diese zeigt das Verhältnis von verfügbarer zur erforderlichen stabilen Refinanzierung auf. Die NSFR betrug zum Berichtsstichtag 123,8 %.

In der ökonomischen Perspektive werden neben der Plan-Liquiditätsablaufbilanz vierteljährlich Stress- Liquiditätsablaufbilanzen erstellt. Diese berücksichtigen die Liquiditätsauswirkungen von institutseigenen und marktweiten Ursachen sowie eine Kombination daraus. Wir haben einen Mindest-Überlebenshorizont von 6 Monaten für die Plan-Liquiditätsablaufbilanz sowie die Stress-Liquiditätsablaufbilanzen definiert; dieser wurde im Berichtszeitraum nicht unterschritten.

Die Risikomanagementziele und -strategien werden dem Aufsichtsrat zur Kenntnis gegeben und mit diesem erörtert. Die eingerichteten Systeme und Verfahren des Risikomanagements sind dem Profil und der Geschäfts- und Risikostrategie der Bank sowie ihrer Größe angemessen und entsprechen den Anforderungen der MaRisk.

Risiken

Als Risiko definieren wir die negative Abweichung vom erwarteten Ergebnis bzw. Planwert aufgrund von Unsicherheit. Zur Beurteilung der Wesentlichkeit von möglichen Risiken verschafft sich unsere Geschäftsleitung, einmal im Jahr im Rahmen der Risikoinventur sowie anlassbezogen, einen Überblick über die Risiken unserer Bank auf Gesamtinstitutsebene. Dabei werden auch übergreifende Risiken wie das Modell-, Reputations- und Nachhaltigkeitsrisiko sowie Risikokonzentrationen in der Wesentlichkeitsbewertung der einzelnen Risikoklassen berücksichtigt.

Zum Abschlussstichtag werden das Kreditrisiko, das Marktrisiko, das Beteiligungsrisiko, das Immobilienrisiko, das operationelle Risiko sowie das Liquiditätsrisiko als wesentliche Risiken bewertet.

Für unsere Risikobeurteilung zum Abschlussstichtag legen wir konsistent zum Prognosezeitraum einen Zeitraum von mindestens einem Jahr zu Grunde, in dem auch das Vorliegen von bestandsgefährdenden Risiken beurteilt wird.

Bestandsgefährdende Risiken (wesentliche Risiken mit hohen Auswirkungen) liegen für den hier zugrunde gelegten Beurteilungszeitraum von einem Jahr nicht vor.

Adressenausfallrisiken

Das Adressenausfallrisiko oder Kreditrisiko beschreibt die Gefahr, dass Verluste oder entgangene Gewinne aufgrund des Ausfalls von Geschäftspartnern, der Ratingmigration und/oder der adressbezogenen Spreadveränderung entstehen. Es umfasst das Kreditrisiko im Kundengeschäft sowie im Eigengeschäft und schließt das Länderrisiko ein.

Das Adressenausfallrisiko stuft die Bank anhand der Risikoinventur aufgrund der Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage als wesentlich ein.

Zur Steuerung des Kreditrisikos setzen wir im Kundengeschäft Ratingsysteme zur Beurteilung der Bonität einzelner Engagements ein (im wesentlichen VRRatings). Zur Bestimmung der Ausfallwahrscheinlichkeiten verwendet die Bank vorrangig die Verfahren der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken. Um die Spezifika der einzelnen Kundensegmente abbilden zu können, sind für unterschiedliche Kundensegmente separate Ratingverfahren im Einsatz.

Bei den Eigenanlagen nutzen wir für Wertpapiere die Ratinginformationen der DZ BANK AG auf Basis externer Ratingagenturen und bei den Fonds die Risikoinformationen der Fondsgesellschaft Union Investment. Auch hier werden die Risikoentwicklungen im Rahmen von VR-Control über ein Portfoliomodell überwacht. Turbulenzen an den Finanzmärkten begegnen wir durch eine breite Streuung der Eigenanlagen, Diversifikation in viele Anlageklassen und Beschränkung auf gute Bonität.

Gemäß unseren Grundsätzen zur Risikosteuerung nehmen wir zur Absicherung von Kreditrisiken werthaltige Sicherheiten herein. Ratingnoten und Sicherheiten fließen in alle relevanten Kreditprozesse ein - von der Kreditvergabe bis zur Kreditüberwachung.

Neben der Steuerung von Kreditrisiken auf Kundenebene nehmen wir die Steuerung auch auf Portfolioebene vor. Zu diesem Zweck ist ein (Struktur-)Limitsystem implementiert. Im Rahmen der Kreditrisikosteuerung wird das Portfolio sowohl nach Bonitätsklassen, Größenklassen, Branchen, Sicherheiten und weiteren Risikotreibern sowie deren Entwicklung analysiert und die Einhaltung des Limitsystems überwacht. Zur Begrenzung der Einzelemittentenrisiken werden vom Vorstand kombinierte Kontrahenten- und Emittentenlimite beschlossen. Vorstand und Aufsichtsrat werden quartalsweise über die Entwicklung des Portfolios sowie über die Auslastung der Einzel- und Strukturlimite informiert.

Die Steuerung der Kundenforderungen nach Branchen zeigt sich mit Ausnahme der Branche „Grundstücksund Wohnungswesen“ zum Ende des Berichtsjahres ausgewogen. Das überwachende Strukturlimit „Branchenstrukturquote“ wurde zum 31. Dezember 2023 eingehalten. Es begrenzt das Risikovolumen der größten Branchen innerhalb unseres Kreditportfolios im Verhältnis zum gesamten Risikovolumen und unterstützt somit eine breite Branchenstreuung des Kreditportfolios. Zum 31. Dezember 2023 ist eine Risikokonzentration bei der Größenstruktur des Kundenkreditportfolios festzustellen. Das Strukturlimit

„Kreditgrößenstruktur“ begrenzt das Risikovolumen der 10 größten Engagements der Bank im Verhältnis zum gesamten Risikovolumen der Bank. Das Limit wurde mit einer Auslastung von 100,2 % zum Berichtsstichtag leicht überschritten.

Daneben stellen die Mindestanforderungen an die Kreditvergabe risikobegrenzende Maßnahmen beim Einzelgeschäft dar. Kreditentscheidungen werden in Abhängigkeit vom Risikogehalt über unterschiedliche Kompetenzstufen getroffen. Die Bewertung der Kreditengagements und gegebenenfalls die Bildung einer Risikovorsorge erfolgen in Übereinstimmung mit den handelsrechtlichen Vorschriften. Als zentrales Kriterium für die Prüfung der akuten Ausfallrisiken wird die Nachhaltigkeit der Kapitaldienstfähigkeit herangezogen. Die Bank prüft die Bildung von Risikovorsorge bei Vorliegen von Frühwarnsignalen und Ausfallkriterien. Sanierungsbedürftige und notleidende Engagements werden in einem marktunabhängigen Bereich betreut bzw. überwacht.

Seit dem 30. Juni 2023 ermitteln wir vierteljährlich mit Hilfe des Kreditportfoliomodells für Kundengeschäfte (KPM-KG) barwertig unter VR-Control einen unerwarteten Verlust (Credit-Value-at-Risk) aus dem Kundenkreditgeschäft. Die Berechnung erfolgt auf Basis von Kreditrisikoprämien in einem mehrstufigen Verfahren, dem sowohl die modellierten Verluste auf Basis des LGD-Modells (Loss-Given-Default) als auch Ausfallwahrscheinlichkeiten und Branchenparameter zugrunde liegen.

Auf dieser Basis führt der Credit-Value-at-Risk (CVaR) für die nächsten 12 Monate zum 31. Dezember 2023 für das Kundengeschäft zu einer Limitauslastung i.H.v. 113,3 %. Die Limitüberschreitung ist auf verbundweite neue LGD-Parameter sowie Branchenparameter (Branchenvolatilitäten und -korrelationen) zurückzuführen. Die Limitüberschreitung ist nicht einer bewussten Risikoausweitung im Kreditportfolio geschuldet, sondern der Neu-Parametrisierung zum 31. Dezember 2023, dem sich die Bank nach Überprüfung der Angemessenheit systemseitig anschließen musste. Zum 30. September 2023 lag die Auslastung bei 86,8 %.

Das Kreditrisiko bei Eigenanlagen wird im Rahmen der Risikotragfähigkeitskonzeption der Bank vierteljährlich mit Hilfe des Kreditportfoliomodells für Eigengeschäfte (KPM-EG) ermittelt. Grundlage der Berechnungen sind verschiedene Marktpartnersegmente, die differenzierte Spread- und Ratingmigrationen, Spreadverteilungen sowie Migrationsmatrizen aufweisen. Die Ermittlung des in der Risikomessung angesetzten unerwarteten Verlustes (Risikoszenario) basiert auf einer Haltedauer von 250 Tagen.

Der CVaR für die nächsten 12 Monate zum 31. Dezember 2023 für das Adressenausfallrisiko im Eigengeschäft führt zu einer Limitauslastung von 58,5 %.

Da es sich bei der Teillimitüberschreitung im Kundenkreditgeschäft um die einzige Limitüberschreitung handelt und dem Risiko insgesamt genügend Risikodeckungspotenzial gegenübersteht, liegt die Limitauslastung für das gesamte Kreditrisiko zum 31. Dezember 2023 bei 92,7 %. Beteiligungsrisiken sind dabei nicht berücksichtigt, da sie separat betrachtet werden.

Adressenausfallrisiken unseres Spezialfonds werden mittels einer von der Kapitalanlagegesellschaft ermittelten Ex-ante-Value-at-Risk-Kennziffer berücksichtigt, die nur das Adressenausfallrisiko abbildet. Das Marktpreisrisiko des Fonds berücksichtigen wir mittels einer separaten Ex-ante-Value-at-Risk-Kennziffer. Beide Risikokennzahlen werden zum Fondsrisiko zusammengefasst und im Rahmen der Risikotragfähigkeitsberechnungen den Marktpreisrisiken zugeordnet und bestimmen dort die Limitauslastung.

Marktpreisrisiken bzw. Marktrisiken

Das Marktrisiko beschreibt die Gefahr, dass aufgrund nachteiliger Veränderungen von Marktpreisen oder preisbeeinflussenden Parametern Verluste entstehen können. Marktrisiken umfassen Zins-, Aktien- und Währungsrisiken sowie sonstige Marktrisiken. In unserem Hause umfasst die Risikoart „Marktpreisrisiko“ das Zinsänderungsrisiko. Währungs- und Aktienrisiken sind ausschließlich in der gesonderten Risikoart „Fondsrisiko“ enthalten.

Das Marktpreisrisiko stuft die Bank anhand der Risikoinventur aufgrund der Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage als wesentlich ein.

Im Rahmen der ökonomischen Risikomessung des Zinsrisikos berechnen wir vierteljährlich einen Valueat- Risk, der auf einem historischen Zeitraum basiert. Als Szenariotechnik verwenden wir die klassische historische Simulation. Die Ermittlung erfolgt mit Hilfe des Moduls ZINSMANAGEMENT unter VR-Control.

Zur Steuerung der Zinsänderungsrisiken setzen wir Zinssicherungsinstrumente ein. Es handelt sich dabei um Zinsswaps zur Aktiv- / Passivsteuerung. Zum 31. Dezember 2023 belaufen sich die Zinsswaps auf 177 Mio. Euro (Vorjahr 177 Mio. Euro).

Das Aktienrisiko beschreibt die Gefahr, dass durch Kursänderungen Aktien und Aktienfonds an Wert verlieren und dadurch ein Verlust gegenüber dem erwarteten Planwert entsteht. Das Risiko besteht in unserem Hause lediglich im Spezialfonds.

Währungsrisiken ergeben sich aus der Unsicherheit zukünftiger Wechselkursveränderungen. Dieses Risiko besteht ebenfalls ausschließlich in unserem Spezialfonds.

Darüber hinaus kann ein Rohstoffrisiko entstehen, indem Preisveränderungen von Rohwaren oder Edelmetallen am Markt entstehen. Aktuell sind keine Bestände dieser Risikoklasse im Portfolio des Instituts vorhanden.

Handelsbuchgeschäfte betreiben wir nur im Rahmen der Bagatellgrenzen des Artikels 94 CRR.

Die zum 31. Dezember 2023 gemessenen Zinsrisiken lasten das Risikolimit zu 68,9 % aus. Die separate Risikoklasse der Fondsrisiken ist zum Stichtag zu 76,9 % ausgelastet.

Liquiditätsrisiko

Liquiditätsrisiken können grundsätzlich in der Form des Zahlungsunfähigkeitsrisikos, des Refinanzierungskostenrisikos und des Marktliquiditätsrisikos auftreten.

Zahlungsunfähigkeitsrisiken treten ein, wenn Zahlungsverpflichtungen nicht fristgerecht oder nicht in ausreichender Höhe erfüllt werden können. Refinanzierungsrisiken entstehen, wenn die Liquidität nicht zu den erwarteten Konditionen beschafft werden kann oder die Refinanzierungsmittel nicht im erforderlichen Umfang zur Verfügung stehen. Marktliquiditätsrisiken treten ein, wenn Anlagen nicht zum gewünschten Zeitpunkt oder in der geplanten Höhe liquidiert werden können.

Die Bank erachtet das Liquiditätsrisiko insgesamt als wesentlich im Sinne des Aufsichtsrechts und als Ergebnis der Risikoinventur.

Unsere im Rahmen des Bilanzstrukturmanagements getätigten Geldanlagen bei Korrespondenzbanken bzw. in Wertpapieren tragen neben Ertrags- auch Liquiditätsaspekten Rechnung. Für die aufsichtsrechtlichen Liquiditätsanforderungen haben wir Mindesteinhaltungen definiert, die oberhalb der geforderten Werte liegen.

Darüber hinaus ermitteln wir regelmäßig einen Überlebenshorizont, indem wir Liquiditätsablaufbilanzen aus Plan- und unterschiedlichen Stress-Szenarien dem Liquiditätspuffer gegenüberstellen. Dabei werden institutsindividuelle, marktweite und kombinierte Stressrechnungen durchgeführt.

Zudem gehört die Bank der genossenschaftlichen Finanzgruppe an und unterliegt der Liquiditätsausgleichsfunktion der genossenschaftlichen Zentralbank, sodass die Wahrscheinlichkeit für bestandsgefährdende Liquiditätsrisiken als äußerst gering anzusehen ist.

Die Berücksichtigung des Refinanzierungskostenrisikos in der ökonomischen Perspektive erfolgt vierteljährlich unter Berücksichtigung historischer Schwankungen des Refinanzierungsspreads. Das Limit für Liquiditätsrisiken im Limitsystem ist zum 31. Dezember 2023 zu 76,7 % ausgelastet.

Operationelles Risiko

Operationelle Risiken betreffen die Gefahr von Verlusten, die infolge der Unzulänglichkeit oder des Versagens von internen Prozessen, Menschen oder Systemen oder infolge externer Ereignisse eintreten. Diese Definition schließt Rechtsrisiken ein.

Anhand der Risikoinventur stufen wir operationelle Risiken als aufsichtsrechtlich wesentlich ein.

Die Bank hat eine einheitliche Festlegung und Abgrenzung der operationellen Risiken zu den anderen betrachteten Risikokategorien vorgenommen und diese in den Organisationsrichtlinien fixiert und kommuniziert. Die Abgrenzung umfasst auch den Umgang mit nicht eindeutig zuordenbaren Schadensfällen, Beinaheverlusten und damit zusammenhängenden Ereignissen. Unser innerbetriebliches Überwachungssystem trägt dazu bei, die operationellen Risiken zu identifizieren und so weit wie möglich zu begrenzen. Den Betriebs- und Rechtsrisiken begegnen wir auch durch die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern (z.B. im EDV-Bereich oder im Formularwesen). Bei Rechtsstreitigkeiten binden wir den eigenen Rechtsbereich rechtzeitig ein.

Wesentliche operationelle Risiken werden jährlich identifiziert und analysiert. Hierzu wird auf eine Schadensfalldatenbank zurückgegriffen, in die eingetretene Schäden oberhalb einer Bagatellgrenze von 1.000 Euro strukturiert eingestellt werden. Auf der Basis dieser Verlustdatenbank erfolgt mindestens einmal jährlich eine Risikoanalyse in Form eines Self Assessments mit Feststellung des Erwartungswertes.

Das IT-Risiko stellt ein spezielles operationelles Risiko dar. Hier betrachten wir insbesondere die regelmäßigen Risikoberichte des internen Informationssicherheitsbeauftragten sowie die Berichte der IT-Dienstleister. Betriebliche Notfallplanungen wurden insbesondere auf die Anforderungen aus dem IT-Bereich abgestimmt. Versicherbare Gefahrenpotenziale, z.B. Diebstahl und Betrugsrisiken, haben wir durch Versicherungsverträge in banküblichem Umfang abgeschirmt.

Im Rahmen der ökonomischen Perspektive wird für die operationellen Risiken vierteljährlich ein Valueat- Risk (VaR) mit einem Konfidenzniveau von 99,9 % mit Hilfe von VR-Control ORM über eine Monte-Carlo- Simulation ermittelt.

Das zum 31. Dezember 2023 ermittelte gesamte operationelle Risiko führt zu einer Limitauslastung von 62,6 %.

Beteiligungsrisiko

Die Beteiligungen der Volksbank im Münsterland eG erstrecken sich nahezu ausschließlich auf Unternehmen des genossenschaftlichen Finanzverbundes bzw. des Genossenschaftssektors. Das Risiko wird mithilfe von sektorabhängigen Wertabschlägen unter weitgehender Berücksichtigung der Stellvertreter- Empfehlung des genossenschaftlichen Verbundes ermittelt. Das Beteiligungsrisiko stuft die Bank anhand der Risikoinventur aufgrund der Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage als wesentlich ein. Für die Risikoart besteht ein separates Risikolimit, welches zum Berichtsstichtag mit 86,1 % ausgelastet ist.

Immobilienrisiko

Das Immobilienrisiko, welches in der Risikoinventur als wesentliche Risikoart klassifiziert wurde, ist zum Berichtsstichtag im Risikolimit mit 90,1 % ausgelastet. Für die Risikoermittlung nutzen wir einen Risikoabschlag auf den Wert der einzelnen Immobilien zzgl. der Berücksichtigung des Baukostenrisikos. Das Immobilienrisiko schließt neben den Immobilien im Eigenbestand auch die Immobilien ein, die in den drei Immobilien-Tochtergesellschaften gehalten werden.

Weitere Risiken

Unter dieser Kategorie analysieren wir alle nicht bankspezifischen Risiken. Zu den sonstigen Risiken zählen potenzielle Geschäfts- und Vertriebsrisiken, Reputationsrisiken, strategische Risiken, Pensionsrisiken, Kapitalabzugsrisiken, Produktivitätsrisiken und Modellrisiken. Darüber hinaus analysieren wir die Auswirkungen des Nachhaltigkeitsrisikos auf die anderen Risikoarten. Die Wesentlichkeit dieser Risiken überprüfen wir regelmäßig und anlassbezogen. Für die ökonomische Risikotragfähigkeit liegen alle sonstigen Risiken unter der von der Bank definierten Wesentlichkeitsschwelle. Die Summe der Risikowerte aller nicht wesentlichen Risiken wird durch einen Pufferposten vom Risikodeckungspotenzial gedeckt.

Gesamtbild der Risikolage

Der umfassende und ganzheitliche Steuerungsansatz unserer Bank erlaubt sowohl die frühzeitige Identifikation von Risiken, die wesentlichen Einfluss auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben können, als auch die frühzeitige Einleitung entsprechender Gegenmaßnahmen. Auf Grundlage unserer Verfahren des Risikomanagements zur Ermittlung der Risiken sowie des Risikodeckungspotenzials ist die Risikotragfähigkeit in beiden Perspektiven (ökonomisch und normativ) in den von uns simulierten Risiko- bzw. Plan-und Stressszenarien gegeben. Die internen Simulationen kommen darüber hinaus zum Ergebnis, dass die Liquidität sichergestellt ist und die Eigenmittelanforderungen erfüllt werden.

Zum 31. Dezember 2023 ist das Gesamtrisikolimit der Bank i.H.v. 490 Mio. Euro zu 77,3 % ausgelastet, der Anteil des Gesamtrisikos am gesamten Risikodeckungspotenzial beträgt 43,0 %.

Bestandsgefährdende Risiken sind aufgrund der Zugehörigkeit zur kreditgenossenschaftlichen Sicherungseinrichtung nicht erkennbar.

Nach dem derzeitigen Planungsstand ist die Risikotragfähigkeit angesichts der laufenden Ertragskraft und der Vermögens-/Substanzsituation des Instituts auch im Berichtszeitraum 2024 gegeben. Die dargestellten Risiken werden die künftige Entwicklung unserer Bank nicht wesentlich beeinträchtigen.

Durch die Umstellung der Risikotragfähigkeitskonzeption ist der Vergleich der Risikolage aus dem Vorjahr aufgrund der unterschiedlichen Betrachtungsweisen nicht direkt darstellbar. Im Berichtsjahr 2022 wurden sämtliche Risikolimite in der periodischen „Annex- Betrachtung“ ebenfalls eingehalten. Das „Strategische Risiko und Geschäftsrisiko“ wird anders als im Vorjahr laut Risikoinventur nicht mehr als wesentliches Risiko eingestuft.

Wir beobachten und analysieren fortlaufend die konjunkturellen und (volks-)wirtschaftlichen Entwicklungen am Markt, um Beeinflussungen auf die Risikotreiber frühzeitig zu erkennen und zu bewerten. Der anhaltende Arbeits- und Fachkräftemangel, die Folgen des Ende 2023 eskalierten Nahostkonflikts und die weiterhin hohe Inflationsrate und die daraus resultierenden Unsicherheiten am Markt werden auch unter Risikoaspekten stets untersucht.