1. Rahmenbedingungen
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung
Im Jahr 2023 beeinträchtigten die Spätfolgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der Coronapandemie die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands. Wegen dieser Belastungen sank das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorjahr leicht um 0,3 %, nachdem es 2022 noch merklich zugelegt hatte (+1,8 %). Die Inflationsrate verminderte sich zwar von 6,9 % im Jahresdurchschnitt 2022 auf 5,9 % in 2023. Der Preisauftrieb blieb damit aber weiterhin ausgesprochen hoch.
Die bereits Ende 2022 im Zuge des Ukrainekriegs eingetretene wirtschaftliche Schwächephase dauerte im Wesentlichen das gesamte Jahr 2023 an. Dabei überlagerten sich die dämpfenden Einflüsse vielfach. Die bis ins Frühjahr bestehenden Hoffnungen auf eine konjunkturelle Erholung erfüllten sich nicht. Zu Jahresbeginn wurde die Konjunktur vor allem durch die nur langsam schwindenden Belastungen durch die hohe Inflation, die Materialengpässe und die teilweise noch bestehenden Coronaschutzmaßnahmen gedämpft. Im weiteren Jahresverlauf belasteten dann verstärkt die von den westlichen Notenbanken in Reaktion auf die Inflation vorgenommenen kräftigen Leitzinsanhebungen die wirtschaftliche Situation in Deutschland und weltweit. Überlagert wurden diese Einflüsse auch von dem andauernden Arbeits- und Fachkräftemangel hierzulande und den hohen Unsicherheiten, beispielsweise über die Folgen des Ende 2023 eskalierenden Nahostkonflikts und den wirtschaftspolitischen Kurs in Deutschland nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts im November. In Reaktion auf das Urteil musste die Bundesregierung zum Jahresende in ihrer Finanzplanung deutliche Kürzungen und Einsparungen vornehmen.
Nach einem durch die Erholung von der Coronakrise getriebenen kräftigen Zuwachs im Vorjahr um 3,9 % gingen die privaten Konsumausgaben 2023 preisbereinigt um 0,7 % zurück. Hauptgrund war der kräftige Anstieg der Verbraucherpreise, der die Kaufkraft der Einkommen vieler Haushalte deutlich dämpfte. Die staatlichen Konsumausgaben verminderten sich mit dem Wegfall von pandemiebedingten Sonderausgaben ebenfalls. Der Staatskonsum, der 2022 noch um 1,6 % gestiegen war, sank um deutliche 1,5 %. Insgesamt trugen die Konsumausgaben mit einem Beitrag von -0,7 Prozentpunkten wesentlich zum Rückgang des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts bei.
Ähnlich wie bereits im Vorjahr zeigte sich die Investitionskonjunktur gespalten. Einerseits legten die Investitionen in Ausrüstungen wie Fahrzeuge und Maschinen erneut zu, wenn auch schwächer als 2022 (+3,0 % nach +4,0 %). Andererseits gaben die Bauinvestitionen, die im Vorjahr um 1,8 % gesunken waren, abermals nach. Sie wurden noch stärker als die Ausrüstungsinvestitionen durch die rasant steigenden Leitzinsen ausgebremst und verminderten sich, trotz eines witterungsbedingt günstigen Jahresauftakts, um 2,7 %. Neben dem zinsbedingten Nachfragerückgang, von dem der Wohnungsbau noch stärker als der Gewerbebau betroffen war, belastete die nur langsam nachlassende Baupreisdynamik das Investitionsgeschehen. Alles in allem gingen von den Bruttoanlageinvestitionen ein leicht negativer Impuls (-0,1 Prozentpunkte) für das preisbereinigte Wirtschaftswachstum aus.
Die staatlichen Einnahmen expandierten 2023 mehr als die Ausgaben. Das gesamtstaatliche Finanzierungsdefizit gab in Relation zum nominal kräftig gestiegenen Bruttoinlandsprodukt leicht von 2,5 % im Vorjahr auf 2,1 % nach. Die staatliche Schuldenquote, die 2022 noch bei 66,1 % lag, dürfte auf rund 65 % gesunken sein.
Trotz der allgemeinen Konjunkturschwäche blieb der Arbeitsmarkt in einer soliden Grundverfassung. Zwar stieg die Arbeitslosenzahl in der Statistik, auch wegen der verstärkten Erfassung Geflüchteter, von 2,4 Millionen Menschen im Vorjahr auf 2,6 Millionen Menschen. Die Arbeitslosenquote befand sich mit 5,7 % aber nach wie vor auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau und nur leicht über dem Stand von 2022 (+5,3 %). Zudem hielt der Beschäftigungsaufbau an. Die Erwerbstätigenzahl kletterte im Vorjahresvergleich um gut 300.000 auf einen neuen Rekordwert von rund 45,9 Millionen Menschen.
Nachdem die jährliche Veränderungsrate des Verbraucherpreisindex 2022 mit 6,9 % den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung erreicht hatte, ging sie 2023 etwas zurück. Im Jahresdurchschnitt lag die Inflationsrate bei 5,9 %, wobei die Monatswerte einen klar rückläufigen Trend zeigten. So ist die Inflationsrate ausgehend von Maximalwerten im Januar bis November und Dezember auf Jahrestiefstände von 3,2 % und 3,7 % gefallen. Verantwortlich für den Rückgang der Gesamtteuerung war in erster Linie der nachlassende Preisanstieg bei Energie.
Das langsame, noch andauernde Abklingen des Inflationsschocks des Jahres 2022 dominierte das vergangene Jahr 2023 an den Finanzmärkten. Die Notenbanken setzten ihre geldpolitischen Straffungen aus dem Vorjahr fort und erhöhten ihre Leitzinsen weiter. Die größten westlichen Notenbanken, die Europäische Zentralbank (EZB) und die Federal Reserve der USA (Fed), erreichten damit 2023 und binnen unter achtzehn Monaten Erhöhungsphase die höchsten Leitzinsniveaus seit der globalen Finanzkrise von 2008; im Falle der EZB die höchsten seit Einführung des Euro. Im Zuge dieser Zinspolitik sanken die konjunkturellen Aussichten der Weltwirtschaft aufgrund der steigenden Finanzierungskosten. Geopolitische Unsicherheiten wie der andauernde russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der durch den Terrorangriff der Hamas auf Israel intensivierte Nahostkonflikt oder die Rivalität zwischen China und den USA belasteten die Konjunkturaussichten ebenfalls. Die Finanzmärkte entwickelten sich trotz dieser Belastungen positiv und bewerteten die rückläufigen Inflationsraten des Jahres 2023 als Zeichen für schneller als zu Jahresbeginn erwartet folgende Zinssenkungen im Jahr 2024.
Inflations- und Zinserwartungen sowie die tatsächlichen Entscheidungen der Notenbanken prägten die Anleihemärkte 2023 in Form hoher Volatilität. Das Jahr begann, nach den starken Kursverlusten durch Kriegs-, Inflations- und Zinsschocks 2022, mit einer Kurserholung von Staatsanleihen. In der Folge fielen ihre Renditen. Im weiteren Jahresverlauf bewegten sich die Renditen auf und ab. Im vierten Quartal und insbesondere zum Jahresende erholten sich die Kurse der Anleihen jedoch deutlich, wodurch die zugehörigen Renditen sanken. Die zehnjährige Bundesanleihe erbrachte zum Jahresende mit 2,03 % ein Fünftel weniger Rendite als zum Jahresanfang.
Die Aktienmärkte setzten zum Jahresauftakt die Erholung von Ende 2022 fort. Der DAX stieg vom 01. Januar bis zum 09. März 2023 um 12,3 % auf 15.633,21 Punkte. Anschließend erschütterte jedoch die Krise der US-Regionalbanken die Finanzmärkte, insbesondere die plötzliche Zahlungsunfähigkeit der Silicon Valley Bank. Dies löste einen Schock auf den Aktienmärkten aus. Die Krise kulminierte mit der Fusion der Schweizer Großbanken Credit Suisse und UBS am 19. März, die die Schweizer Behörden zur Abwicklung der erstgenannten Bank organisiert hatte. Dieser Akt konnte die Märkte beruhigen und ermöglichte die Erholung der Aktien- und Finanzmärkte von dem kurzzeitigen Einbruch. Diese Erholung flachte zum Sommer hin ab, setzte sich aber trotz wiederkehrender Volatilität insbesondere um die Leitzinsentscheide der Notenbanken fort. Über den Spätsommer und beginnenden Herbst gingen die Kurse wieder leicht zurück, nachdem sich optimistische Einschätzungen des ersten Halbjahres nicht oder nur teilweise bewahrheitet hatten. Diese Korrektur erreichte ihren Tiefpunkt mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Der DAX verlor im Oktober 4,3 % und fiel damit auf 14.716,54 Punkte zurück. Da der Konflikt bis zum Jahresende weitgehend auf den Gazastreifen begrenzt blieb, setzte im November bereits eine neuerliche, vorsichtige Erholung an den Aktienmärkten ein. Zum Jahresende verstärkte sich die Erholung aufgrund sinkender Inflationszahlen und damit verbundener Hoffnungen auf Leitzinssenkungen der Notenbanken, womit eine Belebung der Konjunktur im Jahr 2024 verbunden wurde. Der DAX legte von Anfang November bis Jahresende um 13,1 % zu. Dadurch schloss er das Jahr mit 16.751,64 Punkten und auf Jahressicht um 20,3 % im Plus ab.
Entwicklungen der Kreditgenossenschaften in Deutschland
In einem gesamtwirtschaftlich anspruchsvollen Umfeld konnten die 697 Volksbanken und Raiffeisenbanken, PSD Banken, Sparda-Banken sowie die sonstigen Genossenschaftsbanken ihr Kredit- und Einlagengeschäft mit ihren über 30 Millionen Privat- und Firmenkunden im Geschäftsjahr 2023 teilweise leicht ausweiten. Im Vergleich zu den Vorjahren verlor das bilanzielle Kundengeschäft insgesamt jedoch an Dynamik.
Trotz der anhaltenden wirtschaftlichen Schwächephase, ausgelöst durch die Leitzinsanhebungen, den Fachkräfte- und Materialengpässen sowie der Inflation, konnten die deutschen Genossenschaftsbanken in diesem dämpfenden Wirtschaftsumfeld ihre Kreditvergabe leicht steigern. So erhöhten sich die bilanziellen Kundenforderungen der Genossenschaftsbanken im Vorjahresvergleich um 20 Milliarden Euro auf 777 Milliarden Euro (+2,6 %). Die Entwicklung der Kundeneinlagen blieb weitgehend stabil. Das gestiegene Zinsniveau eröffnete den Kunden erstmals seit der Negativ- und Nullzinsphase attraktive Anlagemöglichkeiten in klassischen Fest- und Termingeldern oder Sparbriefen. Die höheren Lebenshaltungskosten infolge der Inflation belasten jedoch die Sparfähigkeit der Kunden. Im Ergebnis betrugen die Kundeneinlagen der Genossenschaftsbanken Ende 2023 860 Milliarden Euro (-0,2 %). Die addierte Bilanzsumme aller Genossenschaftsbanken blieb im Vergleich zum Vorjahr mit 1.175 Milliarden Euro konstant.
Aktuell beträgt die Zahl der Mitglieder der Genossenschaftsbanken 17,8 Millionen (Vorjahr 17,9 Millionen, Netto-Rückgang von gut -160.000 Mitgliedern, -0,9 %). Mit dem höheren Zinsniveau werden sich auch zukünftig die Dividenden auf Geschäftsanteile bei den Genossenschaftsbanken tendenziell erhöhen und damit verbessert sich die Attraktivität der Mitgliedschaft weiter.
Entwicklung der regionalen Wirtschaft
Zum Jahresbeginn 2023 hatte das Wirtschaftsklima in Nord-Westfalen laut des Konjunkturberichtes der IHK Nord Westfalen den Tiefpunkt durchschritten. Im Frühjahr hellte das Wirtschaftsklima im Zuge der Beruhigung bei den Energiepreisen und nachlassenden Anspannungen in den Lieferketten auf. Die Konjunktur konnte sich somit leicht erholen. Im Herbst ist die erhoffte konjunkturelle Wende ausgeblieben. Der nur allmählich abklingende starke Preisauftrieb und die ausgeprägte Nachfrageschwäche prägen die regionale wirtschaftliche Situation. Auch wegen großer Unsicherheiten stufte die IHK Nord Westfalen in ihrem Konjunkturbericht zum Herbst 2023 die Stimmung in der nord-westfälischen Wirtschaft zum Jahresende als ausgeprägt düster ein.
Der anhaltende Wirtschaftsabschwung kam im Herbst 2023 auch auf dem Arbeitsmarkt an, doch die Spuren waren moderat. Die Einstellungsbereitschaft war im Herbst verhaltener als noch im Frühjahr. Der Fachkräftemangel wurde von der IHK Nord Westfalen als das zentrale Konjunkturrisiko identifiziert.
2. Finanzielle und nichtfinanzielle Leistungsindikatoren
Zur Überprüfung und Überwachung der von unserer Bank gesetzten Strategien und Ziele bedarf es eines strategischen Planungs- und Überwachungsprozesses. Dieser wird vom Bereich Unternehmenssteuerung koordiniert. Dabei verwenden wir die folgenden bedeutsamsten finanziellen Leistungsindikatoren, die sich aus unserer Geschäfts- und Risikostrategie ableiten lassen und mithilfe unseres internen Berichtswesens regelmäßig überwacht werden:
- Das Betriebsergebnis vor Bewertungen stellt eine wichtige Ergebnisgröße in unserem Steuerungsund Überwachungsprozess dar und wird im Verhältnis zum durchschnittlichen Bilanzvolumen ausgewiesen. Sie zeigt das operative Ergebnis, bestehend aus dem ordentlichen Zins- und Provisionsüberschuss sowie dem Saldo der sonstigen ordentlichen betrieblichen Erträge und Aufwendungen, abzüglich des ordentlichen Betriebsaufwandes. Diese Ergebnisgröße wird jährlich für das kommende Jahr und die vier folgenden Jahre unter Beachtung der ökonomischen Rahmenbedingungen geplant.
- Die Aufwand-Ertrags-Relation (Cost-Income-Ratio, CIR) bildet als betriebswirtschaftliche Kennziffer die Produktivität der Bank ab. Hierzu werden die Verwaltungsaufwendungen ins Verhältnis zu den ordentlichen operativen Erträgen gesetzt. Die Plangröße ergibt sich aus der Planung des Betriebsergebnisses vor Bewertungen.
- Als Kennziffer für die Kapitaladäquanz ist die aufsichtsrechtliche Gesamtkapitalquote wesentlicher Bestandteil der internen Steuerung der Bank. Das aufsichtsrechtliche Kern- und Ergänzungskapital ergeben in Summe die Eigenmittel, welche ins Verhältnis zu den aufsichtsrechtlichen Eigenmittelanforderungen (risikogewichtete Beträge für risikobehaftete Positionen) gesetzt werden. Die Bank verfügt über einen Kapitalplanungsprozess, der die Komponenten dieser Kennziffer für die nächsten 5 Jahre abbildet.
- Mit der aufsichtsrechtlichen Liquiditätsdeckungsquote (Liquidity Coverage Ratio, LCR) wird die angemessene Ausstattung mit Liquiditätsreserven in Bezug auf die potenziellen kurzfristigen Liquiditätsabflüsse gemessen. Der Quotient aus hochliquiden Aktiva und potenziell inner halb von 30 Tagen möglichen Nettozahlungsmittelabflüssen in Stresssituationen bildet die kurzfristige Liquiditätsdeckungsquote. Durch geeignete Steuerungsmaßnahmen achtet die Bank darauf, dass nicht nur täglich die aufsichtsrechtlich geforderte 100 %-Deckung eingehalten wird, sondern möglichst die selbst gesetzte Grenze von 120 % nicht unterschritten wird.
Daneben haben wir nachfolgenden bedeutsamen nicht finanziellen Leistungsindikator definiert, der die Entwicklung unserer Bank maßgeblich beeinflusst. Darüber hinaus setzen wir uns Nachhaltigkeitsziele zu allen ESG-Faktoren. Für weitere Ausführungen verweisen wir auf unseren Nachhaltigkeitsbericht.
- Die Entwicklung der Anzahl der Mitglieder unserer Genossenschaft ist für uns ein wichtiger Indikator für unsere Akzeptanz als Bank in unserem Geschäftsgebiet. Der Leistungsindikator wird fortlaufend beobachtet und für die nächsten fünf Jahre geplant.
Die zentralen Leistungsindikatoren der Volksbank im Münsterland eG werden in den nachfolgenden Kapiteln dieses Lageberichts aufgeführt. Im Prognosebericht (Kapitel D) wird darüber hinaus ein Ausblick auf die Entwicklung dieser Kennziffern gegeben.
3. Darstellung, Analyse und Beurteilung des Geschäftsverlaufs
Um in herausfordernden Zeiten unsere Vision „DIE Bank unserer Region“ weiterzuentwickeln, wurde am 5. Dezember 2022 ein Kooperationsvertrag mit der Volksbank eG aus Warendorf unterzeichnet. Beide Banken bereiten sich seitdem in einer strategischen Partnerschaft auf eine Fusion im Jahr 2024 vor, um den anspruchsvollen Zeiten besser gewappnet zu sein.
Die Spätfolgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der Coronapandemie stellten bei einer rückgängigen Wirtschaftsleistung und einer hohen Inflation ein herausforderndes Jahr für die Volksbank im Münsterland eG dar. Gleichzeitig zeigt die Entwicklung der von uns definierten Leistungsindikatoren die positiven Auswirkungen der Zinswende der EZB. Das geplante ordentliche Betriebsergebnis vor Bewertungen im Verhältnis zur durchschnittlichen Bilanzsumme wurde übertroffen und betrug 1,23 % (Plan 0,93 %). In der Folge hat sich auch die Aufwand-Ertrag-Relation mit 56,7 % verbessert. Geplant war eine Relation von 62,3 %. Die Gesamtkapitalquote der Bank lag zum Ende des Jahres mit 15,0 % unter Plan (15,4 %), da weniger Eigenmittel in Form von Ergänzungskapital aufgebaut werden konnten als geplant (Ist 18,4 Mio. Euro, Plan 30,0 Mio. Euro). Die aufsichtsrechtliche kurzfristige Liquiditätsdeckungsquote LCR belegte zum Jahresende einen Wert von 173,4 % und liegt damit oberhalb unseres angestrebten Mindestwertes. Im Verlauf des Jahres bewegte sich diese Kennziffer zwischen 132,4 % und 611,5 %.
Die Anzahl der Mitglieder unserer Genossenschaft nahm per Saldo um 361 Mitglieder auf 130.512 Mitglieder ab. Somit haben wir unsere Zielanzahl von 134.700 Mitgliedern nicht erreicht.
Bilanzsumme
Berichtsjahr TEUR |
2022 TEUR |
Veränderung zu 2022 TEUR |
Veränderung zu 2022 % |
|
---|---|---|---|---|
Bilanzsumme | 7.585.935 | 7.392.405 | 193.530 | 2,6 |
Außerbilanzielle Geschäfte * | 621.919 | 735.229 | -113.310 | -15,4 |
*) Hierunter fallen die Posten unter dem Bilanzstrich 1 (Eventualverbindlichkeiten), 2 (Andere Verpflichtungen). |
Die Bilanzsumme der Volksbank im Münsterland eG ist im Berichtsjahr 2023 gewachsen. Zum Stichtag summiert sich die Bilanzsumme auf 7,6 Mrd. Euro und liegt damit 194 Mio. Euro höher als im Vorjahr. Daraus ergibt sich ein Wachstum von 2,6 %. Die außerbilanziellen Geschäfte haben sich zum Vorjahr (735,2 Mio. Euro) reduziert. Aus dem Stichtagsvolumen von 621,9 Mio. Euro ergibt sich ein Rückgang von 15,4 %, welcher sich auf die Reduzierung von unwiderruflichen Kreditzusagen zurückführen lässt.
Aktivseite
Aktivgeschäft |
Berichtsjahr TEUR |
2022 TEUR |
Veränderung zu 2022 TEUR |
Veränderung zu 2022 % |
---|---|---|---|---|
Kundenforderungen | 5.326.782 | 5.306.079 | 20.704 | 0,4 |
Wertpapieranlagen | 901.991 | 776.124 | 125.867 | 16,2 |
Forderungen an Kreditinstitute | 1.036.073 | 1.009.558 | 26.514 | 2,6 |
Die Kundenforderungen blieben mit einem Wachstum von 0,4 % nahezu konstant und entwickelten sich unter dem geplanten Wachstum von 2,4 %. Durch das wirtschaftlich geschwächte Jahr 2023 resultierte nur ein geringes Kreditwachstum sowohl im gewerblichen als auch im Baufinanzierungsbereich. Das geringe Wachstum i.H.v. 20,7 Mio. Euro resultiert vorwiegend aus dem gewerblichen Bereich. Die Kreditvergabe an Firmenkunden betraf schwerpunktmäßig Unternehmensfinanzierungen des regionalen Mittelstands. Zudem wurden das Volumen der Finanzierungen für Bauträgergeschäfte auf 313,7 Mio. Euro ausgeweitet (Vorjahr 296,0 Mio. Euro).
Im abgelaufenen Jahr haben wir rund 2.070 neue Baufinanzierungsvorgänge mit einem Volumen von 483,3 Mio. Euro bearbeitet. Wir nahmen Finanzierungen im Umfang von 377,6 Mio. Euro (Vorjahr 636,3 Mio. Euro) in die eigenen Bücher. Hiervon entfielen 62,6 Mio. Euro (Vorjahr 85,0 Mio. Euro) auf Förderkredite. Zudem vermittelten wir Finanzierungen mit einem Volumen von 105,7 Mio. Euro (Vorjahr 203,9 Mio. Euro) an unsere Kooperations- und Verbundpartner.
Den latenten Risiken im Kreditgeschäft wurde durch die Bildung von PWB gemäß IDW RS BFA 7 Rechnung getragen. Die Ermittlung der PWB erfolgt zum 31. Dezember 2023 über ein Expected-Credit-Loss- Modell über einen Betrachtungszeitraum von zwölf Monaten ohne Anrechnung von Bonitätsprämien. Die Berechnung des erwarteten Verlusts erfolgt unter Berücksichtigung der Ausfallwahrscheinlichkeit, der Verlustquote bei Ausfall sowie der erwarteten Kredithöhe zum Ausfallzeitpunkt für alle unter der Bilanzposition „Forderungen an Kunden“ ausgewiesenen Geschäfte sowie für die unter der Bilanz auszuweisenden Eventualverpflichtungen und anderen Verpflichtungen (einschließlich widerruflicher und unwiderruflicher Kreditzusagen). Da das Kreditportfoliomodell für das Kundengeschäft die aktuelle Risikosituation zum 31. Dezember 2023 aufgrund der Risikounterschätzung im Segment Bauträger des VR-Ratings Immo nicht hinreichend widerspiegelt, berücksichtigen wir hierfür einen risikoadjustierten Aufschlag.
Im Rahmen unseres Liquiditäts- und Bilanzstrukturmanagements wurden die Forderungen gegenüber Kreditinstituten im Berichtszeitraum um 26,5 Mio. Euro auf 1.036,1 Mio. Euro ausgeweitet (+2,6 %). Die Wertpapieranlagen verzeichneten ein Wachstum von 125,9 Mio. Euro (+16,2 %) und belaufen sich zum Stichtag auf 902,0 Mio. Euro. Das Wachstum ist auf Wertpapierkäufe und einer Kurszuschreibung im Spezialfonds zurückzuführen. Der weit überwiegende Teil des Bestandes der festverzinslichen Wertpapiere besteht aus Emissionen öffentlicher Emittenten, aus gedeckten Schuldverschreibungen und aus Emissionen des genossenschaftlichen Verbundes sowie anderer Kreditinstitute. Strukturierte Wertpapiere und mit hohen Ausfallrisiken behaftete Wertpapiere befinden sich nicht unter den festverzinslichen Wertpapieren. Zudem führen wir einen Spezialfonds, der unter dem Bilanzposten Aktien und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere ausgewiesen wird. Innerhalb dieses Fonds erfolgen die Anlagen auf Basis von Anlagerichtlinien und Risikokennzahlen durch die Fondsmanager der Kapitalanlagegesellschaft Union Investment.
Die Beteiligungen und Anteile an verbundenen Unternehmen konzentrieren sich nahezu ausschließlich auf Unternehmen der genossenschaftlichen Finanzgruppe des Genossenschaftssektors sowie auf unsere Tochterunternehmen, die sich auf Aktivitäten im Immobilienbereich konzentrieren. In unserem Beteiligungsportfolio unserer Tochterunternehmen haben wir bei der IWM Immobilien-Werte-Münsterland GmbH unsere Beteiligung um 25 Mio. Euro auf 25,5 Mio. Euro erhöht. Weitere besondere Veränderungen gab es im Beteiligungsportfolio nicht. Eine Konzernbilanz ist mit Blick auf die verbundenen Unternehmen nicht erforderlich, da sie für die Vermittlung eines zutreffenden Bildes der Vermögens-, Finanzund Ertragslage gemäß § 296 Abs. 2 HGB von untergeordneter Bedeutung sind.
Die Volksbank Immobilien Münsterland GmbH vermittelt Immobilien in unserer Region und entwickelt und vertreibt im Rahmen von Bauträgermodellen entsprechende Objekte. Sie verfügte zum Ende des Geschäftsjahres 2022 über ein Eigenkapital von 2,9 Mio. Euro (Vorjahr 3,4 Mio. Euro) und erzielte im Geschäftsjahr 2022 ein Ergebnis von 2,0 Mio. Euro (Vorjahr 1,1 Mio. Euro). Die Grundstücksgesellschaft Volksbank Münsterland GmbH hält und entwickelt Immobilien in unserer Region. Sie verfügte zum Ende des Geschäftsjahres 2022 über ein Eigenkapital von 8,8 Mio. Euro (Vorjahr 8,6 Mio. Euro) und erzielte im Geschäftsjahr 2022 ein Ergebnis von 0,2 Mio. Euro (Vorjahr 0,2 Mio. Euro). Die IWM Immobilien- Werte-Münsterland GmbH besteht erst seit 2019 und hält und erwirbt Immobilien in unserer Region. Sie verfügte zum Ende des Geschäftsjahres 2022 über ein Eigenkapital von 0,1 Mio. Euro (Vorjahr 0,2 Mio. Euro) und erzielte im Geschäftsjahr 2022 ein Ergebnis von -0,09 Mio. Euro (Vorjahr -0,04 Mio. Euro).
Das Sachanlagevermögen der Bank nahm um 5,8 Mio. Euro (10,5 %) auf 60,5 Mio. Euro zu. Das Wachstum resultiert überwiegend aus einem Zuwachs in der Position Grundstücke und Gebäude und ist im Wesentlichen auf im Bau befindliche Anlagen zurückzuführen. Aktuell befinden sich bankeigene Bauprojekte in Borghorst, Lotte und Münster in der Umsetzung.
Die Treuhandkredite der Bank sind um 3,8 Mio. Euro auf 12,7 Mio. Euro gesunken. Im Berichtsjahr 2023 sind mehr Treuhandkredite ausgelaufen als neue abgeschlossen wurden. Es handelt sich fast ausschließlich um Fördermittelkredite der KfW, bei denen das Ausfallrisiko bei der KfW liegt.
Passivseite
Passivgeschäft |
Berichtsjahr TEUR |
2022 TEUR |
Veränderung zu 2022 TEUR |
Veränderung zu 2022 % |
---|---|---|---|---|
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten | 1.274.323 | 1.274.146 | 177 | 0,0 |
Spareinlagen | 822.617 | 1.184.833 | -362.217 | -30,6 |
andere Einlagen | 4.618.826 | 4.160.157 | 458.669 | 11,0 |
Nachrangige Verbindlichkeiten | 18.421 | 8.216 | 10.205 | 124,2 |
Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten nahmen im Berichtszeitraum um lediglich 0,2 Mio. Euro (+0,0 %) auf 1.274,3 Mio. Euro zu und entwickelten sich beinahe konstant.
Die Kundeneinlagen stiegen um 96,5 Mio. Euro auf 5.441,4 Mio. Euro an (+1,8 %) und liegen damit leicht unter dem Planwachstum von 2,3 %. Das Wachstum der darin enthaltenen anderen Einlagen i.H.v. 11,0 % ist auf die Zinserhöhungen im Berichtsjahr zurückzuführen. Da seit 2022 keine Standard-Sparverträge mehr abgeschlossen werden ist das Volumen in den Spareinlagen rückläufig. Unsere Mitglieder und Kunden tätigen neue Kundeneinlagen favorisiert in Tagesgeld- oder Termineinlagen sowie in Sichteinlagen auf laufende Rechnung oder schichten Vermögen aus Spareinlagen in derartige Produkte um.
In 2023 wurde weiterhin Ergänzungskapital durch die Ausgabe von Nachranganleihen aufgebaut. Insgesamt belaufen sich die nachrangigen Verbindlichkeiten auf 18,4 Mio. Euro (+124,2 %). Damit liegen die Nachranganleihen 11,6 Mio. Euro unter Plan.
Dienstleistungsgeschäft
Dienstleistungsgeschäft |
Berichtsjahr TEUR |
2022 TEUR |
Veränderung zu 2022 TEUR |
Veränderung zu 2022 % |
---|---|---|---|---|
Erträge aus Wertpapierdienstleistungs- und Depotgeschäften | 16.296 | 14.925 | 1.371 | 9,2 |
Vermittlungserträge | 10.397 | 12.602 | -2.206 | -17,5 |
Erträge aus Zahlungsverkehr | 30.130 | 29.316 | 814 | 2,8 |
Bis auf die Vermittlungserträge haben die Erträge aus dem Dienstleistungsgeschäft im Berichtsjahr zugenommen. Die Erträge aus Wertpapierdienstleistungsund Depotgeschäften konnten sich um 1,4 Mio. Euro (+9,2 %) auf 16,3 Mio. Euro steigern. Ein wesentlicher Grund dafür ist die positive Marktentwicklung in 2023, welche direkten Einfluss auf die Bestandsprovisionen der Wertpapiergeschäfte hat. Die Anzahl der Mandate unserer eigenen Vermögensverwaltung stieg auf 1.370 (Vorjahr 1.284) an. Das verwaltete Gesamtvolumen hat sich um 43,9 Mio. Euro auf 400,0 Mio. Euro erhöht. Das reine Nettowachstum beläuft sich auf 17,4 Mio. €.
Die Vermittlungserträge erfuhren im Berichtsjahr einen starken Rückgang i.H.v. 2,2 Mio. Euro. (-17,5 %). Ursächlich dafür sind insbesondere die sinkende Nachfrage nach privaten Baufinanzierungen aufgrund des Zinsanstiegs und sinkender Provisionserträge aus Versicherungen. Die Zahlungsverkehrserträge konnten gegenüber dem Vorjahr um 2,8 % auf 30,1 Mio. Euro gesteigert werden. Insbesondere erhöhte Erträge aus (Kredit-)Kartengebühren und Elektronischer- Bankdienstleistungs-Erträge führten zu dem besseren Ergebnis.
Personal und Sozialbereich
Der Personalbestand nahm im Berichtsjahr um 15 auf 979 Mitarbeitende ab (ohne Auszubildende). Nachdem der Personalbestand im Vorjahr noch leicht ausgebaut wurde, konnte die Anzahl der Mitarbeitenden im Berichtsjahr leicht reduziert werden, jedoch wurde nicht das Niveau von 2021 erreicht. Weiterhin werden für eine vollumfängliche Kundenberatung bei einem steigenden Kundengeschäftsvolumen in allen Bereichen der Bank qualifizierte Mitarbeitende benötigt. Die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten reduzierte sich um 9 auf 366 Mitarbeitende.
Großen Wert legen wir auf unsere eigene Nachwuchsförderung und haben daher zum Jahresende 64 Auszubildende (Vorjahr 69) beschäftigt. Zur Erweiterung des Know-Hows unserer eigenen Auszubildenden bilden wir neben der klassischen Bankkauffrau/ Bankkaufmann zukünftig auch Kauffrauen/ -männer für Büromanagement und Fachinformatiker/ innen für Systemintegration aus. Die permanente Fort- und Weiterbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleibt angesichts der sich stetig ändernden und wachsenden Anforderungen im Finanzsektor und darüber hinaus ein zentrales Anliegen zur Aufrechterhaltung unseres Qualitätsanspruchs im Kundengeschäft. Für die fachliche, methodische und soziale Qualifizierung hat die Bank mit 2.123 Tagen ähnlich hohe externe und interne Schulungstage aufgewendet wie im Vorjahr (2.135 Tage). Die Weiterbildungsinvestitionen haben sich um 12,4 % von 1,45 Mio. Euro im Vorjahr auf 1,63 Mio. Euro im Berichtsjahr gesteigert.
4. Darstellung, Analyse und Beurteilung der wirtschaftlichen Lage
a) Ertragslage
Die wesentlichen Erfolgskomponenten der Genossenschaft haben sich im Vorjahresvergleich wie folgt entwickelt:
Erfolgskomponenten |
Berichtsjahr TEUR |
2022 TEUR |
Veränderung zu 2022 TEUR |
Veränderung zu 2022 % |
---|---|---|---|---|
Zinsüberschuss 1) | 152.811 | 103.424 | 49.387 | 47,8 |
Provisionsüberschuss 2) | 58.569 | 58.296 | 273 | 0,5 |
Verwaltungsaufwendungen | 116.427 | 107.767 | 8.660 | 8,0 |
a) Personalaufwendungen | 73.941 | 66.814 | 7.128 | 10,7 |
b) andere Verwaltungsaufwendungen | 42.485 | 40.954 | 1.532 | 3,7 |
Bewertungsergebnis 3) | -3.701 | -23.859 | 20.158 | -84,5 |
Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit | 89.317 | 29.035 | 60.282 | 207,6 |
Steueraufwand | 23.263 | 12.030 | 11.233 | 93,4 |
Einstellungen in den Fonds für allgemeine Bankrisiken | 53.450 | 10.800 | 42.650 | 394,9 |
Jahresüberschuss | 12.604 | 6.205 | 6.399 | 103,1 |
1) GuV-Posten 1 abzüglich GuV-Posten 2 zuzüglich GuV-Posten 3; 2) GuV-Posten 5 abzüglich GuV-Posten 6; 3) Saldo aus den GuV-Posten 13 bis 16
Zinsüberschuss
Der Zinsüberschuss ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 49,4 Mio. Euro (+47,8 %) gestiegen und lag damit 27,4 Mio. Euro über dem Planwert. Durch den enormen Zinsanstieg haben sich sowohl die Zinserträge aus dem Kundengeschäft als auch aus Zentralbankeinlagen, Derivaten und aus dem Depot-A-Geschäft gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht. Der Zinsaufwand ist ebenfalls gestiegen, jedoch weniger stark als der Zinsertrag. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Zinserträge aus Anleihen und Schuldverschreibungen um 3,0 Mio. Euro auf 5,7 Mio. Euro ausgeweitet. Zusätzlich konnte durch eine Wertaufholung im Spezialfonds wieder eine Ausschüttung vorgenommen werden. Darüber hinaus konnte trotz des geringen Kreditwachstums der Zinsertrag im Kundengeschäft durch den Zinsanstieg deutlich von 101,7 Mio. Euro im Vorjahr auf 144,4 Mio. Euro ausgeweitet werden.
Provisionsüberschuss
Das Provisionsergebnis aus dem Dienstleistungsgeschäft liegt mit 58,6 Mio. Euro um 0,3 Mio. Euro (0,5 %) über dem Vorjahresergebnis. Das für 2023 geplante Provisionsergebnis wurde damit um 3,1 Mio. Euro unterschritten.
Die Wertpapierprovisionen konnten durch ein solides Nettowachstum der Kurswerte der Union-Depots (inkl. fondsgebundene Lebensversicherungen) i.H.v. 179,8 Mio. Euro und durch ein Wachstum der Depot- B-Kurswerte i.H.v. 234,2 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden. Somit haben die positiven Kursentwicklungen während des Berichtsjahres dazu geführt, dass sich die Kurswerte in den Kundendepots ebenfalls positiv entwickelt haben. Da unsere Ertragsstruktur im Wesentlichen aus Bestandsprovisionen besteht, wirkt sich die Kurssteigerung positiv auf den Provisionsertrag aus. Die geplante Steigerung der Provisionserträge aus dem Wertpapiergeschäft konnte nicht in voller Höhe umgesetzt werden, da Bonuszahlungen der Union und höhere Erlöse aus der Vermögensverwaltung nicht vollumfänglich erreicht wurden.
Ein für alle Mitglieder und Kunden der Bank wichtiger Baustein ist ein funktionierender und sicherer Zahlungsverkehr. Dazu zählen die Bereitstellung von Kredit- und Bankkarten, das Betreiben von Geldausgabeautomaten und Selbstbedienungsstandorten in unserer Region, das Vorhalten eines gesicherten und geschützten Onlinebankings sowie die Abwicklung sämtlicher Zahlungsaufträge und die Zahlungseingänge unserer Kunden. Der Provisionsertrag aus diesem Bereich stieg insbesondere durch erhöhte (Kredit-) Kartenerträge und Elektronische-Bankdienstleistungs- Erträge um +2,8 % auf 30,1 Mio. Euro.
Für Kreditvermittlungen erzielten wir einen um 1,6 Mio. Euro geringeren Provisionsertrag als in 2022. Neben Baufinanzierungen vermitteln wir auch Konsumentenkredite und Leasingverträge an unsere Verbundpartner. Insgesamt beläuft sich der Provisionsertrag für Kreditvermittlungen auf 5,4 Mio. Euro. Der Rückgang wurde vor allem durch den Zinsanstieg ausgelöst, der die Nachfrage nach Baufinanzierungen reduzierte.
Das Provisionsergebnis aus Bausparverträgen bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall stieg um 0,2 Mio. Euro auf 1,7 Mio. Euro an. Insbesondere aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus wurden 4.092 (Vorjahr 3.858) neue Verträge mit einer Bausparsumme von 243,2 Mio. Euro (Vorjahr 234,3 Mio. Euro) abgeschlossen. Der Bauspareinlagenbestand hat sich leicht auf 530,3 Mio. Euro reduziert (Vorjahr 539,1 Mio. Euro), der Bauspardarlehensbestand konnte hingegen um 17,3 Mio. Euro auf 38,2 Mio. Euro ausgeweitet werden.
Das Versicherungsgeschäft ist ebenfalls ein integraler Bestandteil unserer Beratung in Finanzprodukten und Finanzdienstleistungen. In diesem Bereich arbeiten wir mit unserem Verbundpartner R+V Versicherung zusammen. Die bewertete Beitragssumme für neu abgeschlossene Lebensversicherungen reduzierte sich leicht auf 49,1 Mio. Euro (Vorjahr 50,7 Mio. Euro), da mit 2.825 weniger Lebensversicherungen als im Vorjahr (3.490) neu abgeschlossen wurden. Die Neuabschlüsse der Sachversicherungen bewegen sich auf Vorjahresniveau. Durch insgesamt weniger vermittelte Versicherungen gingen die Provisionen aus allen Versicherungsgeschäften um 20,7 % auf 2,8 Mio. Euro zurück.
Personalaufwand
Der Personalaufwand nahm um 7,1 Mio. Euro (10,7 %) auf 73,9 Mio. Euro zu. Ursächlich für die erhöhten Kosten sind Inflationsausgleichszahlungen und Tarifanpassungen im Berichtsjahr. Durch die nicht eingeplanten Inflationsausgleichszahlungen wurde auch der Planwert der Personalkosten um 4,9 Mio. Euro überschritten.
Andere Verwaltungsaufwendungen
Die anderen Verwaltungsaufwendungen sind gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Mio. Euro auf 42,5 Mio. Euro gestiegen (Vorjahr 41,0 Mio. Euro). Die Erhöhung der anderen Verwaltungsaufwendungen ist insbesondere auf gestiegene Raumkosten (+0,6 Mio. Euro) und höhere Serviceaufwendungen für Datenverarbeitung (+1,0 Mio. Euro) zurückzuführen. Die anderen Verwaltungsaufwendungen und die Abschreibungen liegen 1,4 Mio. Euro unterhalb der Planung. Im Wesentlichen ist die Unterschreitung auf die Raumaufwendungen zurückzuführen, da im Planungsprozess von höheren Gaspreisen ausgegangen wurde.
Betriebsergebnis vor Bewertung
Das Betriebsergebnis vor Bewertung beinhaltet den ordentlichen Zins- und Provisionsüberschuss, den Saldo aus sonstigen ordentlichen betrieblichen Erträgen und führte. In der Planung sind wir von einem negativen Bewertungsergebnis von 5,2 Mio. Euro ausgegangen.
In Summe ergibt sich zum Berichtsstichtag ein Bewertungsergebnis für Forderungen und Wertpapiere i.H.v. -3,7 Mio. Euro (Vorjahr -23,9 Mio. Euro).
Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit
Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit nahm im Vergleich zum Vorjahr aufgrund der oben beschriebenen Entwicklungen um 60,3 Mio. Euro zu und beläuft sich auf 89,3 Mio. Euro. Die positive Entwicklung des Zinsüberschusses schlägt sich bis zum Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit durch und kompensiert damit sogar gestiegene Personal- und andere Verwaltungsaufwendungen.
Steueraufwand
Der Steueraufwand ist für das Berichtsjahr im Verhältnis zum handelsrechtlichen Ergebnis vor Steuern eher gering. Mit 23,3 Mio. Euro ist der Steueraufwand für das Jahr 2023 ca. doppelt so hoch wie im Vorjahr (12,0 Mio. Euro). Das Ergebnis vor Steuern hat sich jedoch beinahe verdreifacht. Die Ursache liegt in der steuerneutralen Bewertung der Kursaufholung des Spezialfonds und der Auflösung der bereits versteuerten PWB.
b) Finanzlage
Kapitalstruktur
Die Kapitalstruktur ist im Vergleich zum Vorjahr unverändert durch den hohen Anteil an Kundeneinlagen geprägt. Der Anteil an Kundeneinlagen an der Bilanzsumme beträgt 71,7 %, sodass ein Großteil der Refinanzierungsstruktur dadurch abgedeckt ist. Die Kundeneinlagen sind breit gestreut, sodass die Kleinteiligkeit der Kundeneinlagen gegeben ist. Die Refinanzierung bei Banken beläuft sich auf 16,8 % der Bilanzsumme, von denen 96,9 % auf Fördermittel von Förderinstituten zurückzuführen sind. Das Eigenkapital inkl. Fonds für allgemeine Bankrisiken macht 9,6 % der Bilanzsumme aus. Die Kapitalrendite beträgt 0,17 % (Vorjahr 0,08 %).
Liquidität
Der Sicherstellung der Liquidität der Bank wird von der Bankenaufsicht eine besondere Bedeutung beigemessen. Die aufsichtsrechtlichen Liquiditätsanforderungen wurden seit 2015 deutlich verschärft. Sie sollen die jederzeitige Zahlungsfähigkeit der Bank sicherstellen.
Die aufsichtsrechtliche kurzfristige Liquiditätsdeckungsquote (Liquidity Coverage Ratio) wurde zum 31. Dezember 2023 mit 173,4 % (Vorjahr 379,6 %) bei einer Anforderung von 100,0 % vollumfänglich eingehalten. Auch der in der Planung angestrebte Wert von mindestens 20 %-Punkten oberhalb des geforderten Wertes konnte damit übertroffen werden.
Die Wertpapieranlagen und die liquiden Anlagen bei anderen Banken, vorwiegend in der genossenschaftlichen Finanzgruppe und ohne Berücksichtigung der Mindestreserve, beliefen sich zum Jahresende 2023 auf rund 1.546,0 Mio. Euro (Vorjahr 1.411,4 Mio. Euro). Im gesamten zurückliegenden Jahr war die Liquidität der Bank gegeben.
c) Vermögenslage
Das bilanzielle Eigenkapital sowie die Eigenmittelausstattung und Kapitalquoten gemäß den Vorgaben der CRR stellen sich gegenüber dem Vorjahr wie folgt dar:
Berichtsjahr TEUR |
2022 TEUR |
Veränderung zu 2022 TEUR |
Veränderung zu 2022 % |
|
---|---|---|---|---|
Eigenkapital laut Bilanz 1) | 746.529 | 662.763 | 83.766 | 12,6 |
Eigenmittel (Art. 72 CRR) | 735.081 | 698.891 | 36.189 | 5,2 |
Harte Kernkapitalquote | 13,4 % | 13,3 % | ||
Kernkapitalquote | 13,4 % | 13,3 % | ||
Gesamtkapitalquote | 15,0 % | 14,6 % |
1) Hierzu rechnen die Passivposten 9 (Nachrangige Verbindlichkeiten), 11 (Fonds für allgemeine Bankrisiken) und 12 (Eigenkapital).
Das bilanzielle Eigenkapital der Bank konnten wir unter Berücksichtigung des Fonds für allgemeine Bankrisiken um 83,8 Mio. Euro (+12,6 %) auf 746,5 Mio. Euro weiter ausbauen. Das bilanzielle Eigenkapital bildet die wesentliche Grundlage der aufsichtsrechtlichen Eigenmittel, die jedoch noch um weitere Komponenten ergänzt werden. Insgesamt verfügt die Bank zum Ende des Geschäftsjahres 2023 ohne Berücksichtigung der aufsichtsrechtlich zu diesem Zeitpunkt noch nicht anerkannten Dotierungen des Fonds für allgemeine Bankrisiken und der Rücklagen aus dem Ergebnis des Geschäftsjahres 2023 über aufsichtsrechtliche Eigenmittel in Höhe von 735,1 Mio. Euro (Vorjahr 698,9 Mio. Euro), mit denen wir eine aufsichtsrechtliche Gesamtkapitalquote von 15,0 % (Vorjahr 14,6 %) erzielt haben. Geplant war zum Ende des Geschäftsjahres eine Gesamtkapitalquote von 15,4 %, die jedoch wegen des geringeren Wachstums des Ergänzungskapitals unterschritten wurde. Mit 15,0 % können wir die Mindestanforderungen von 11,7 % einschließlich eines aufsichtsrechtlichen SREP-Zuschlages von 0,25 %-Punkten sowie weiterer Kapitalpuffergrößen übertreffen. Die Kernkapitalquote konnte mit 13,4 % (Vorjahr 13,3 %) leicht erhöht werden. Mit dem vorhandenen Eigenkapitalpolster und den Eigenkapitaldotierungen aus dem Jahresabschluss 2023 kann die Bank auch im laufenden Geschäftsjahr das angestrebte Wachstum im Hinblick auf die aufsichtsrechtlichen Eigenmittelanforderungen uneingeschränkt umsetzen. Die Dotierung des Fonds für allgemeine Bankrisiken und der Rücklagen aus dem Jahresabschluss 2023 würde per Jahresende 2024 in der Kapitalplanung zu einer Gesamtkapitalquote von 15,8 % führen. Mit unserer Kapitalplanung verfügen wir ferner über ein Instrumentarium, das die mittelfristige Steuerung der Bank hinsichtlich der Eigenmittel und der Eigenmittelanforderungen und damit letztlich auch unserer Wachstumsstrategien unterstützt. Die Wertpapieranlagen der Genossenschaft entwickelten sich wie folgt:
Wertpapieranlagen |
Berichtsjahr TEUR |
2022 TEUR |
Veränderung zu 2022 TEUR |
Veränderung zu 2022 % |
---|---|---|---|---|
Anlagevermögen | 374.913 | 375.474 | -561 | -0,1 |
Liquiditätsreserve | 527.078 | 400.650 | 126.428 | 31,6 |
Von den Wertpapieranlagen entfällt ein Anteil von 62 % auf Schuldverschreibungen und festverzinsliche Wertpapiere (Aktivposten 5) bzw. von 38 % auf Aktien und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere (Aktivposten 6).
Die im Bestand befindlichen Wertpapiere des Anlagevermögens bewegen sich beinahe auf Vorjahresniveau. Die Wertpapiere der Liquiditätsreserve entwickelten sich von 400,7 Mio. Euro auf 527,1 Mio. Euro (+31,6 %). 14,3 Mio. Euro sind dabei auf Zuschreibungen beim Spezialfonds zurückzuführen. Im Berichtsjahr wurden ausschließlich Neuanlagen in gedeckte Schuldverschreibungen, Bank- und Staatsanleihen getätigt. Die dem Anlagevermögen zugeordneten Anleihen und Schuldverschreibungen wurden nach dem gemilderten Niederstwertprinzip bewertet, wodurch im Berichtsjahr 22,6 Mio. Euro Abschreibungen vermieden wurden. Die in der Liquiditätsreserve vorhandenen Wertpapiere werden nach dem strengen Niederstwertprinzip bewertet. Außerplanmäßige Abschreibungen gemäß § 253 Abs. 3 Satz 6 HGB sind für marktpreisbezogene Wertveränderungen unterblieben, da Störungen der Zins- und Tilgungsleistungen bei den betreffenden Wertpapieren nach unserer derzeitigen Einschätzung nicht zu erwarten sind. Anzeichen für eine Bonitätsbeeinträchtigung des jeweiligen Emittenten oder andere dauernde Wertminderungen sind nicht erkennbar.
Im Bestand der Schuldverschreibungen und festverzinslichen Wertpapiere entfallen 127,7 Mio. Euro auf öffentliche Emittenten, 433,1 Mio. Euro auf Kreditinstitute und 1,0 Mio. Euro auf Nichtbanken. Alle Wertpapiere lauten auf Euro. Wesentliche Veränderungen in der Struktur sowie Bonitätseinstufung bei den Wertpapieranlagen haben sich im Vergleich zum Vorjahr nicht ergeben. Der Aktivposten 6 beinhaltet ausschließlich Anteile am institutseigenen Spezialfonds, der weiter der Liquiditätsreserve zugeordnet und mit dem strengen Niederstwertprinzip bewertet ist.
5. Gesamtaussage zur wirtschaftlichen Lage
Das Berichtsjahr war durch eine anhaltende wirtschaftliche Schwächephase, Leitzinserhöhungen und einer hohen Inflation geprägt. Diese Entwicklung hat uns vor Herausforderungen gestellt. Insgesamt beurteilen wir jedoch die Geschäftsentwicklung und die wirtschaftliche Lage unseres Hauses als gut und sehr erfreulich. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich unser Ergebnis nach Steuern um 49,1 Mio. Euro auf 66,1 Mio. Euro erhöht. Positiv entwickelt hat sich vor allem unser Zinsergebnis und das Bewertungsergebnis (u.a. durch Wertaufholung aus dem Krisenjahr 2022). Sowohl das Kundenkredit- als auch das Kundeneinlagenvolumen konnte im Berichtsjahr ausgebaut werden, das Wachstum fiel jedoch geringer als im Vorjahr aus.
Die Vermögenslage der Bank zeichnet sich unverändert durch eine angemessene Eigenkapitalausstattung aus, da die aufsichtsrechtlichen Anforderungen sowohl im Vorjahr als auch im Geschäftsjahr übererfüllt wurden. Für erkennbare und latente Risiken in den Kundenforderungen sind Wertberichtigungen bzw. Rückstellungen gebildet. Dem allgemeinen Kreditrisiko ist durch Abzug von PWB bzw. Pauschalrückstellungen Rechnung getragen worden. Finanzlage und Liquiditätsausstattung entsprechen den aufsichtsrechtlichen und betrieblichen Erfordernissen.