start³ – Die Volksbank als Partner zur Förderung junger Gegenwartskunst
Um junge Künstlerinnen und Künstler mit Bezug zu Münster und dem Münsterland zu fördern und sie bei ihrem Start in die Selbstständigkeit zu unterstützen, hat die Volksbank 2016 das Förderprogramm Kunst ins Leben gerufen. Seine Neuauflage in Kooperation mit der Kunstakademie Münster startete mit dem Förderzyklus 2022/2023. Das zyklische Förderprogramm „start3 – Förderung junger Gegenwartskunst“ umfasst 24 Monate, in denen insgesamt fünf Stipendien und drei Förderinstrumente vergeben und umgesetzt werden: ein Katalogstipendium, ein Produktionsstipendium sowie drei Startstipendien zur individuellen Förderung der Künstlerinnen und Künstler. Begleitet wird das Programm von der Programmleitung Antonia Lotz und Stephanie Sczepanek zur Vermittlung. „Mit dem Förderprogramm initiiert die Volksbank einen auf Relevanz und Nachhaltigkeit hin angelegten Prozess kultureller und gesellschaftlicher Auseinandersetzung“, so Lorena Glatz, Leiterin des Kunst- und Kulturausschusses der Volksbank im Münsterland.
Prof. Dr. Nina Gerlach
Rektorin der Kunstakademie Münster, und ihr Stellvertreter
Prorektor Stefan Hölscher
über das Förderprogramm Kunst.
„Die Akademie freut sich sehr über diese außergewöhnliche Initiative der Volksbank im Münsterland. Hier ist ein maßgeschneidertes Programm für Alumni entstanden, das die beiden essenziellen Dinge, die zur Förderung junger Kunst unerlässlich sind, zusammenbringt: den Enthusiasmus für junge Kunst genauso wie die Anerkennung der lebenspraktischen und kunstbetrieblichen realen Bedarfe junger Künstler!“
Zauri Matikashvili
(Startstipendium)
Bei der ersten öffentlichen Veranstaltung von start³ am 18. März wurde der Kurzfilm „Carmen Vellani“ des Stipendiaten Zauri Matikashvili im Schloßtheater in Münster präsentiert. Die Arbeit entstand 2020 in Kooperation mit der gebürtigen Brasilianerin, die auf der Steinfurter Straße mehrere Stromkästen und Müllcontainer als Leinwand nutzte. Rund um eines ihrer Bilder hatte sie zudem einen kleinen Garten aus Primeln, Rosmarin, Minze mit Steinen, Eierschalen und Wildkräutern angelegt. Noch vor Fertigstellung des Films verstarb die 90-jährige, die Matikashvili erzählte, dass sie ohne die Malerei schon längst gestorben wäre. Nach der Präsentation des Kurzfilms und der anschließenden Gesprächsrunde mit dem Künstler begaben sich alle Interessierten gemeinsam auf die Suche nach den Schauplätzen des Films. Wider Erwarten von Carmen Vellani selbst, sind ihre Bilder heute noch an drei Orten gut erhalten.
Isabel Schober
(Startstipendium)
Am Donnerstag, den 27. April, hat Isabel Schober ihren eigenen Schaffensprozess zum Projekt gemacht. Um diesem näher zu kommen und ihn herauszufordern hat sie am Tag der Veranstaltung eine Präsentation aktueller, sich im Prozess befindender Keramiken und Zeichnungen zusammengestellt.
Die Studio Arbeiten waren Ausgangspunkt für ein Gespräch mit dem Publikum und dem Neurophysiologen, Maler, Bildhauer und Autor Prof. Dr. Erwin-Josef Speckmann, bei dem Schober selbst studiert hat. Speckmann, der in Büchern und Seminaren sein neurobiologischen Wissen mit seinen künstlerischen Erfahrungen verbindet, betonte unter anderem: jede Kunst entsteht zweimal, bei der Produktion und bei der Rezeption.
Meike Schulze Hobeling
(Startstipendium)
Mit „calling a circle“ hat Meike Schulze Hobeling ihr Atelier in den Freiraum des gazometer verlegt. Vom 25. Juli bis 1. August 2023 hat die Künstlerin, im Dialog mit Ort und Gelände des unter Denkmalschutz stehenden Stahlkessels, neue Werke entwickelt. Der Gasometer war Ruhe-, Arbeits- und Wohnort und die Woche Aufbau und Ausstellung zugleich. Losgelöst von organisatorischen und materiellen Aufgaben hat die Künstlerin Raum und Zeit genutzt, beides mit ihren Interventionen greifbar zu machen. Am 1. August wurde die Finissage, ein gemeinsames Beisammensein von Menschen, Tieren und Objekten, ein Aufeinandertreffen von Stimmen, den Tönen des Kessels, dem Rauschen der Bäume und der Straße, gefeiert.
Marie Heleen Samrotzki
(Produktionsstipendium)
Am 14. Oktober 2023 fand die Premiere der Performance sowie die Eröffnung der gleichnamigen Ausstellung „How Do You Want to Feel Today?“ von Marie Heleen Samrotzki statt.
Performance und Installation wurden von der Künstlerin für die Säulenhalle der Stadthausgalerie entwickelt, in der sich bis zum 12. November Körper, Text und Sound zu einer raumgreifenden Komposition aus Trance, Hörsturz und Meeresrauschen vermischen. Zu Ausgangspunkten für die Entwicklung von „How Do You Want to Feel Today?“ zählen Samrotzkis Interesse an Auswirkungen von Machtverhältnissen auf Bewegung und Interaktion, das Erleben neuer physischer und psychischer Grenzen sowie gegenwärtige Erfahrungen von Überwachung und Kontrolle öffentlicher und privater Räume.
Yui Tombana
(Katalogstipendium)
Im Rahmen des an Yui Tombana verliehenen Katalogstipendiums entstand das Künstlerinnenbuch „doushite“, das am 13. Dezember begleitet von Lesungen und der Ausstellung der gleichnamigen Serie präsentiert wurde. Das Projekt doushite wurde von Yui Tombana 2019 mit dem Plan begonnen, es ihr Leben lang fortzuführen. Jedes Jahr entsteht eine neue Reihe von Objekten, die sich in Größe, Form, und Material in Reaktion auf Zeitgeschehen und die Lebensumstände der Künstlerin stets verändern. Auf jedem der individuellen Objekte ist „どうして“, „warum“ oder „why“ gezeichnet. Während der Präsentation der Keramiken ist die Künstlerin anwesend, um sich mit den Gästen über „warum?“ zu unterhalten. Die Objekte, deren vasenförmige Eigenschaften zur täglichen Verwendung anregen, konnten zudem vor Ort erworben werden.
Das Buch bildet alle bisher produzierten Objekte in ihrer originalen Größe ab und ist zugleich Archiv des Projekts. Die enthaltenen Texte der Künstlerin sind in Reflexion auf die im Ausstellungsraum geführten Dialoge mit den Besucherinnen und Besuchern entstanden. Sie wurden im Rahmen der Veranstaltung von Alma Camara, Yoshiyuki Hoshi und Lara Kaiser vorgetragen.