Lagebericht für das Geschäftsjahr 2023

D. Prognosebericht

Zum Jahresbeginn 2024 zeichnet sich in Nord-Westfalen eine schwache konjunkturelle Erholung ab. Die Konjunkturanalyse der IHK Nord-Westfalen zu Jahresbeginn 2024 beschreibt zwar, dass die Talsohle durchschritten wurde und das trübe Geschäftsklima sich leicht aufhellt. Trotzdem ist ausweislich der Analyse in der Region wenig Zuversicht spürbar, da Zukunftssorgen und Unsicherheiten auch im Jahr 2024 auf der Wirtschaft lasten. Ausgesprochen gedämpft sind die Erwartungen im Mittelstand. Die weiterhin hohen Energiepreise und die gestiegenen Lohnkosten belasten die Wirtschaft. Die Inflationsrate wird über den Prognosezeitraum allmählich verringert, jedoch zunächst weiterhin auf hohem Niveau verbleiben.

Die Volksbank im Münsterland eG plant für das mit Unsicherheiten geprägte Jahr 2024 - ohne Berücksichtigung der angestrebten Fusion - folgende Entwicklung der Leistungsindikatoren:

Leistungsindikator Ist-Werte
2023
Bankziele
2023
Bankziele
2024
Hinweise
Betriebsergebnis vor Bewertung
in % des dBV
1,23 0,93 1,12
Aufwands-Ertrags-Relation in % 56,7 62,3 60,0
Anzahl Mitglieder 130.512 134.7001) 134.5001) strategisches Ziel bis 2028: 150.000
Gesamtkapitalquote in % 15,0 15,4 15,8 externe Anforderung: ab 2024 11,7 %
LCR in % 173,4 >120 175,4 externe Anforderung: 100 %

1) Linearisierung des strategischen 5-Jahres-Ziels

Ertragslage

Die Zinswende der EZB, welche im Jahr 2022 begann, führt zukünftig weiterhin zu einem geplanten Zinsergebnis auf dem Niveau des aktuellen Jahres. Durch die gestiegene Zinsstrukturkurve gehen wir von einer Erhöhung des Zinsertrages um 25,2 Mio. Euro für das Geschäftsjahr 2024 aus. Gleichzeitig prognostizieren wir ebenfalls eine Erhöhung des Zinsaufwands um 25,9 Mio. Euro. Dabei wirken sich auch die Bewertungen der Derivate zur Zinsbuchsteuerung (+5,2 Mio. Euro) positiv auf den Zinsertrag aus. Das Provisionsergebnis wird planerisch um 3,9 Mio. Euro ausgebaut. Im Schwerpunkt verbessern sich die Provisionserträge im Wertpapiergeschäft. Wir erwarten für 2024 eine leichte Steigerung der Personalkosten von 2,4 Mio. Euro, die insbesondere durch Inflationsausgleichzahlungen zu begründen ist. Auch bei den Sachaufwendungen planen wir mit einer Erhöhung von 7,3 Mio. Euro, insbesondere verursacht durch höhere Prüfungs- und Beratungsaufwendungen (+2,7 Mio. Euro), Aufwendungen für Datenverarbeitung (+1,8 Mio. Euro) sowie Aufwendungen für Instandhaltung (+0,9 Mio. Euro). Wir planen mit einem Rückgang der Abschreibungen um 0,4 Mio. Euro. Somit wird der gesamte Verwaltungsaufwand um 9,3 Mio. Euro auf 130,8 Mio. Euro steigen.

Das Betriebsergebnis vor Bewertungen im Verhältnis zum durchschnittlichen Bilanzvolumen wird damit unter den genannten Planungsprämissen in 2024 von 1,23 % auf 1,12 % sinken. Die Aufwands-Ertrags-Relation wird sich voraussichtlich auf 60,0 % verschlechtern.

Das Bewertungsergebnis aus dem Kreditgeschäft wird auf Basis der Verlustquotenschätzung aus VRControl inkl. des geplanten Kreditwachstums und mit den erwarteten Veränderungen der PWB (gem. IDW RS BFA 7) ermittelt. Durch die Umstellung auf die barwertige Risikotragfähigkeitskonzeption hat sich das Kreditportfoliomodell grundlegend geändert, sodass nun im erwarteten Verlust Wiedergesundungen mit einbezogen werden. Aufgrund von potenziellen Parameterbzw. Ratingänderungen für das Bauträger-Segment berücksichtigen wir in der Planung zusätzlich einen risikoadjustierten Aufschlag. Darüber hinaus wird aufgrund des Bewertungsergebnisses des Geschäftsjahres 2023 und der wirtschaftlichen Rahmendaten für die Folgejahre ein Risikopuffer in das Bewertungsergebnis einbezogen. Die kalkulatorische Risikovorsorge im Kreditgeschäft beläuft sich für die Bank in 2024 auf 19,8 Mio. Euro. Das Bewertungsergebnis der Wertpapierbestände wird in VR-Control Zinsmanagement auf Basis der DZBANK-Zinsprognose kalkuliert. Die kalkulierte Risikovorsorge für den Wertpapierbestand (inkl. Spezialfonds und Beteiligungen) beläuft sich in 2024 auf 0,9 Mio. Euro. In Summe beträgt das prognostizierte Bewertungsergebnis 20,7 Mio. Euro.

Vermögens- und Finanzlage

Im Kreditgeschäft unserer Privat- und Firmenkunden sehen wir weniger Wachstumspotenzial in unserer mittelstandsgeprägten Region als in den Vorjahren. Durch die Unsicherheiten am Markt, der geschwächten Baubranche und den weiterhin hohen Marktzinsen planen wir mit einem Kundenkreditwachstum i.H.v. 2,4 % im Jahr 2024. Dabei fällt das prognostizierte Privatkundenwachstum niedriger aus als das Wachstum des Kreditgeschäfts im Firmenkundenbereich. Die Kundeneinlagen werden vor dem Hintergrund der Zinsentwicklung weiterhin zunehmen. Wir planen ein Wachstum von 2,0 % für das Geschäftsjahr 2024.

Für die aufsichtsrechtliche Liquiditätskennziffer LCR achten wir auf einen Wert, der stets um mindestens 20 %-Punkte oberhalb des geforderten Wertes liegt, um einen erforderlichen Sicherheitspuffer für kurzfristige Liquiditätsschwankungen vorzuhalten. Im Rahmen der Eckwertplanung prognostizieren wir eine LCR von 175,4 % für das Geschäftsjahr 2024. Die für das Geschäftswachstum erforderlichen aufsichtsrechtlichen Eigenmittel sind gemäß unserer Kapitalplanung unter Berücksichtigung der erwarteten Gewinnthesaurierungen in ausreichendem Maße vorhanden. Für die aufsichtsrechtliche Gesamtkapitalquote planen wir zum Ende des Jahres 2024 mit einem Wert von 15,8 % nach 15,0 % Ende 2023.

Mitglieder der Bank

Für die Anzahl der Mitglieder haben wir uns ein strategisches Ziel von 150.000 Mitglieder bis 2028 gesetzt. Bei einer Linearisierung des strategischen Ziels sollten bis Ende 2024 134.500 Mitglieder im Bestand sein. Wir wollen dies als Akquisitionsschwerpunkt weiterhin aufrechterhalten. Durch spezielle Marketingmaßnahmen und Beratungsansätze sollen neue Mitglieder gewonnen werden.

Chancen und Risiken unserer Planung

Das Zinsergebnis bleibt als eine wesentliche Ertragsgröße der Bank auch zukünftig abhängig von den Zinsentwicklungen an den Geld- und Kapitalmärkten. Die Zinsentwicklung in 2023 hat gezeigt, in welchem Maße sich höhere Zinsen langfristig positiv auf das Zinsergebnis auswirken können. Extreme und plötzliche Zinsveränderungen können jedoch negative Auswirkungen mit sich bringen und das Bewertungsergebnis belasten. In Zukunft weiter steigende Zinsen wirken langfristig auch weiterhin positiv auf das Zinsergebnis.

Zudem können sich höhere Wachstumsraten im Kreditgeschäft durch zusätzliche Margenbeiträge positiv auf das Zinsergebnis auswirken. Die konjunkturelle Eintrübung aufgrund der Unsicherheiten, der hohen Inflation und die hohen Zinsen können das Bewertungsergebnis aus dem Kreditgeschäft gegenüber den letzten Jahren wieder stärker steigen lassen. Wir erwarten jedoch keinen Anstieg über die für das Jahr 2024 angesetzten kalkulatorischen Werte hinaus. Die Entwicklungen an den Aktienmärkten und an den Kapitalmärkten, aber auch die Einschätzungen bezüglich der konjunkturellen Entwicklung determinieren immer auch das Verhalten der Mitglieder und Kunden im Hinblick auf deren Vermögensanlagen, den privaten Konsum und die Kreditnachfragen. Starke Verwerfungen in diesen Bereichen können daher auch die Entwicklung der Provisionsergebnisse der Bank beeinträchtigen. Veränderungen bei den Zins- und Provisionsergebnissen beeinflussen in der Folge das Betriebsergebnis vor Bewertung. Veränderungen bei den Betriebsergebnissen vor und nach Bewertung wirken sich zusätzlich auf die Gesamtkapitalquote aus, da sie die Gewinnthesaurierungsmöglichkeiten der Bank beeinflussen.

Unter Berücksichtigung unserer Planannahmen ergeben sich für das kommende Berichtsjahr keine Engpassfaktoren oder besonderen Effekte. Auch im Rahmen der normativen Perspektive, welche wir mithilfe der Kapitalplanung ermitteln, erfüllen wir sämtliche Anforderungen. Im Planszenario erreichen wir eine Gesamtkapitalquote von 15,8 %, in unserem adversen Szenario („Rezession/konjunktureller Abschwung“) können wir ebenfalls die Mindesteigenkapitalanforderungen einhalten.

Zusammenfassung

Das Jahr 2024 wird weiterhin von Unsicherheiten geprägt sein. Die Spätfolgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, die weiterhin hohe Inflation und die relativ hohen Zinsen wirken weiter auf die Konjunktur. Dennoch wird sich die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren erholen. Bereits in 2024 sollte der Expansionspfad eingeschwenkt und nach und nach Fahrt aufgenommen werden. Die privaten Haushalte weiten aufgrund der Erhöhung der realen Einkommen als Folge des stabilen Arbeitsmarktes und damit verbundenen Lohnerhöhungen ihre Konsumausgaben aus. Laut Prognosebericht der Bundesbank legt das BIP im Geschäftsjahr 2024 um 0,4 % zu, nach einem leichten Rückgang um 0,1 % im Vorjahr. Die Inflation ist auf dem Rückzug, aber dennoch weiterhin hoch. Im Zeitverlauf wird sie sich immer weiter der 2 %- Marke annähern. Die Gefahr von geopolitischen Konflikten besteht weiterhin.

Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Entwicklungen sind im Hinblick auf die Risiken der Bank fortlaufend zu analysieren. Wir verfolgen die ökonomischen Rahmenbedingungen und die Folgen für die Wirtschaft in unserer Region sehr genau und treffen die aus unserer Sicht erforderlichen Maßnahmen, um den daraus resultierenden Risiken angemessen zu begegnen.